Sorgen, Ängste und Angstörungen
Sylvia Kosek • 28. Juli 2025
Wenn Sorgen überhandnehmen: Wie Angststörungen unser Denken beeinflussen
Jeder Mensch kennt Sorgen. Aber manchmal übernehmen sie die Kontrolle: Die Gedanken kreisen ständig um “Was, wenn…”, selbst banale Alltagssituationen werden zur Belastung, und der Körper reagiert mit Anspannung, Herzklopfen oder Schlafproblemen. Dann könnte eine Angststörung dahinterstecken.
Wann wird Angst zum Problem?
Angst ist grundsätzlich ein sinnvolles Gefühl. Sie schützt uns. Doch wenn sie lähmend wird, den Alltag einschränkt oder nicht mehr in Relation zur Situation steht, spricht man von einer Angststörung.
Typische Anzeichen:
- Ständiges Gedankenkreisen
- Vermeidung bestimmter Situationen (z. B. Menschenmengen, Fahrstühle, soziale Kontakte)
- Körperliche Symptome wie Schwindel, Zittern, Atemnot
Wie Angst das Denken verändert
In der Therapie sprechen wir oft von “kognitiven Verzerrungen”. Das heißt: Die Angst verändert, wie wir die Welt sehen. Beispiele:
- Katastrophisieren: Aus einem harmlosen Gedanken wird eine Bedrohung
- Schwarz-Weiß-Denken: Alles ist entweder gut oder ganz schlimm
- Selektive Wahrnehmung: Nur bedrohliche Informationen werden registriert
Was hilft?
• Gedanken beobachten und auf ihren Realitätsgehalt prüfen
• Atemübungen und Achtsamkeit zur Beruhigung
• Langfristig: Konfrontation statt Vermeidung (in geschütztem Rahmen)
Fazit:
Angststörungen sind verbreitet – und gut behandelbar. Der erste Schritt ist oft, zu verstehen: “Ich bin nicht verrückt. Ich bin in einem Muster, das ich lernen kann zu verändern.”

Der Begriff “Selbstfürsorge” ist inzwischen in aller Munde. Oft wird er mit Duftkerzen, Schaumbädern und Yoga-Retreats verbunden. Aber echte Selbstfürsorge beginnt an einem ganz anderen Punkt: Bei deiner inneren Haltung. Und manchmal heißt sie einfach nur “Nein”. Warum “Nein sagen” so schwer ist Viele Menschen haben gelernt, sich anzupassen, zu funktionieren, Erwartungen zu erfüllen. “Nein” zu sagen löst dann Schuldgefühle aus: Bin ich egoistisch? Enttäusche ich andere? Werde ich dann weniger gemocht? Hinter dieser Schwierigkeit steckt oft ein tieferes Muster: Das Gefühl, nur dann wertvoll zu sein, wenn man sich nützlich macht oder für andere da ist. Dieses Muster darf in der Therapie bewusst gemacht und hinterfragt werden. Kleine Schritte zur Abgrenzung Selbstfürsorge bedeutet nicht, plötzlich allen alles zu verweigern. Es bedeutet, deine Grenzen zu kennen – und sie zu achten. Ein paar Übungen für den Alltag: - Übe, in kleinen Situationen “Nein” zu sagen, z. B. bei spontanen Bitten - Beobachte deine Gefühle danach: Schuld? Erleichterung? - Finde deine persönliche Definition von Selbstfürsorge (Was tut dir gut?) Selbstfürsorge ist kein Luxus Es geht nicht darum, perfekt für dich selbst zu sorgen. Sondern darum, dich überhaupt wahrzunehmen. Oft ist der erste Schritt, sich selbst die Erlaubnis zu geben: Ich darf mich wichtig nehmen.

Der erste Termin in einer psychotherapeutischen Praxis ist für viele Menschen mit Nervosität verbunden. Was wird gefragt? Muss ich meine ganze Lebensgeschichte auspacken? Und was, wenn ich nicht weiß, wo ich anfangen soll? Keine Sorge: Die erste Stunde ist vor allem eins – ein Ankommen. Was ist das Ziel der ersten Stunde? Die erste Sitzung dient dem gegenseitigen Kennenlernen. Du lernst deine Therapeutin oder deinen Therapeuten kennen – und diese*r lernt dich kennen. Es geht darum, herauszufinden, ob die Zusammenarbeit gut funktionieren kann. Vertrauen und Sympathie spielen dabei eine große Rolle. Was erwartet mich konkret? • Du wirst eingeladen, in deinen Worten zu beschreiben, warum du dir Unterstützung suchst. • Es können Fragen zu deiner aktuellen Lebenssituation, zu Symptomen oder bisherigen Erfahrungen gestellt werden. • Auch organisatorische Dinge wie Schweigepflicht, Honorar oder Sitzungsrhythmus werden besprochen. Niemand erwartet, dass du sofort “alles auf den Tisch legst”. Viele Menschen fühlen sich in der ersten Sitzung noch unsicher oder emotional überfordert – das ist ganz normal. Muss ich mich vorbereiten? Nein. Du darfst gerne Gedanken oder Fragen notieren, wenn dir das hilft. Aber du musst nichts mitbringen oder vorbereitet haben. Therapie beginnt dort, wo du gerade stehst. Wie geht es danach weiter? In den ersten Stunden wird gemeinsam geschaut, ob eine Therapie sinnvoll ist und welche Form geeignet ist. Erst danach folgt ein Antrag bei der Krankenkasse oder die Vereinbarung einer Therapie auf Selbstzahlerbasis. Fazit: Die erste Stunde ist kein Test. Du musst nichts leisten. Es geht um ein vorsichtiges, geschütztes Kennenlernen. Und darum, den ersten Schritt zu machen – auf deinem Weg zu mehr seelischer Gesundheit.