Wie finde ich die richtige Therapeutin – und woran merke ich, dass es passt?
Sylvia Kosek • 22. August 2025
Der Schritt, sich therapeutische Unterstützung zu suchen, ist mutig – und oft auch mit vielen Fragen verbunden.
Der Schritt, sich therapeutische Unterstützung zu suchen, ist mutig – und oft auch mit vielen Fragen verbunden. In Österreich gibt es ein vielfältiges Angebot an Psychotherapie, das jedoch je nach Region, Kostenregelung und persönlichem Bedarf sehr unterschiedlich sein kann.
Hier erfährst du, wie du eine passende Therapeutin findest und woran du merkst, dass die Zusammenarbeit stimmt.
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1. Vorab klären: Was brauche ich?
Bevor du mit der Suche beginnst, hilft es, deine Bedürfnisse zu sortieren:
• Zielsetzung:
Geht es um eine akute Krise, ein konkretes Problem oder langfristige Begleitung?
• Therapierichtung: Ist es mir wichtig, eine bestimmte Therapierichtung zu haben? In Österreich sind über 20 anerkannte Psychotherapierichtungen zugelassen (z. B. Gestalttherapie, Verhaltenstherapie, systemische Familientherapie, Psychoanalyse, personzentrierte Psychotherapie).
• Rahmen:
Möchtest du eine Therapeutin in deiner Nähe, oder ist auch Online-Therapie möglich? Ist dir Alter, Geschlecht oder kultureller Hintergrund wichtig?
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2. So funktioniert Psychotherapie in Österreich
• Kassenplätze:
Bei manchen Therapeut:innen übernimmt die Krankenkasse die vollen Kosten – diese Plätze sind aber rar und oft mit längeren Wartezeiten verbunden.
• Teilrefundierung:
Häufig musst du zunächst selbst zahlen und bekommst von deiner Krankenkasse einen Teil zurück (z. B. ca. 33–46 € pro Sitzung, je nach Kasse).
• Private Finanzierung:
Du trägst die Kosten selbst – dafür oft kurzfristigere Termine und mehr Auswahl.
💡 Tipp: Erkundige dich gleich zu Beginn, welche Kostenregelung möglich ist.
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3. Wo finde ich Therapeutinnen in Österreich?
• Psychotherapeut:innen-Suche
| ÖBVP Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
• Psychotherapie-Informationssystem (PSY online): PsyOnline: Psychotherapeut*innen
• Suche für PsychotherapeutInnen mit Kassenplätzen:
suche.wgpv.at
• Selbsthilfegruppen & Ärzt:innenempfehlungen:
Hausärzt:innen, Psychiater:innen oder Beratungsstellen können Kontakte vermitteln.
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4. Das Erstgespräch – dein persönlicher Check
In Österreich ist das Erstgespräch meist kostenpflichtig, kann aber als „Probesitzung“ genutzt werden, um die Passung zu prüfen:
• Wirst du ernst genommen?
• Wird klar erklärt, wie die Therapie abläuft?
• Fühlst du dich wohl in der Gesprächssituation?
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5. Woran merke ich, dass es passt?
Eine gute therapeutische Beziehung ist entscheidend für den Erfolg. Achte auf:
• Vertrauen: Du kannst offen sprechen, auch über schwierige Themen.
• Resonanz: Du hast das Gefühl, verstanden und nicht bewertet zu werden.
• Sicherheit: Der Rahmen fühlt sich klar und stabil an.
• Transparenz: Ziele und Methoden sind nachvollziehbar erklärt.
• Wachstum: Du spürst Fortschritte oder neue Perspektiven.
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6. Woran merke ich, dass es nicht passt?
• Du fühlst dich häufig missverstanden oder abgewertet.
• Die Therapeutin wirkt abwesend oder uninteressiert.
• Deine Anliegen werden nicht ernst genommen.
• Es gibt keinen roten Faden in der Arbeit.
In so einem Fall ist es legitim – und in deinem Interesse – weiterzusuchen.
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7. Fazit: Du darfst wählen
In Österreich gibt es viele qualifizierte Therapeutinnen – aber die „Richtige“ ist diejenige, bei der Fachkompetenz und persönliches Gefühl zusammenpassen. Lass dir Zeit, probiere im Zweifel mehrere Erstgespräche aus, und vertraue deiner Intuition. Denn Psychotherapie ist Teamarbeit – und dein Wohlbefinden steht an erster Stelle.

Aggression und Ärger sind Gefühle, über die Männer selten offen sprechen – und doch begleiten sie viele im Alltag. Ob im Straßenverkehr, im Beruf oder zu Hause: Der innere Druck, sich „zusammenzureißen“, funktioniert oft nur so lange, bis das Fass überläuft. Doch Wut ist kein schlechtes Gefühl. Sie ist ein Signal. Ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt – in uns, in unseren Grenzen oder in unserer Umgebung. Problematisch wird es erst, wenn Wut unterdrückt oder unkontrolliert entladen wird. 💥 Warum Männer mit Ärger oft anders umgehen Viele Männer haben gelernt: „Reiß dich zusammen“, „Sei stark“, „Zeig keine Schwäche“. Gefühle wie Trauer, Angst oder Hilflosigkeit wurden schon früh verdrängt – oft unbewusst. Was bleibt, ist Wut. Denn sie fühlt sich „erlaubter“ an als Verletzlichkeit. 👉 Das Ergebnis: Wut wird zum einzigen Ausdruck von Stress, Überforderung oder Enttäuschung. Manche richten sie nach außen (Streit, Aggression), andere nach innen (Selbstkritik, Rückzug, psychosomatische Beschwerden). ⚡ Wenn Ärger zur Belastung wird Wut an sich ist nicht destruktiv – sie zeigt, dass ein Bedürfnis oder eine Grenze verletzt wurde. Aber: Wenn sie zu stark, zu häufig oder unkontrolliert auftritt, kann sie Beziehungen, Gesundheit und Selbstwert belasten. Typische Anzeichen einer gestörten Emotionsregulation: häufige Gereiztheit oder innere Unruhe plötzliche Wutausbrüche, oft wegen Kleinigkeiten körperliche Anspannung (Herzrasen, Druckgefühl, Muskelverspannungen) Schuldgefühle oder Scham nach aggressivem Verhalten Rückzug aus Angst, wieder „auszurasten“ Gefühl, unter ständiger Spannung zu stehen 🧩 Wut verstehen – statt sie zu verurteilen Aggression ist keine „böse Emotion“. Sie will schützen, abgrenzen und auf Ungerechtigkeit hinweisen. In der Psychotherapie geht es darum, die Sprache der Wut zu entschlüsseln: Was will sie mir sagen? Welche Gefühle liegen darunter? Welche Bedürfnisse sind unerfüllt? Wenn Wut verstanden und reguliert wird, kann sie zu einer Kraftquelle werden – für Klarheit, Selbstbehauptung und gesunde Grenzen. 💬 Wie Psychotherapie helfen kann Psychotherapeutische Begleitung unterstützt dabei, Wut und Ärger konstruktiv zu nutzen, statt sie zu bekämpfen. In der Therapie lernen Betroffene: eigene Auslöser und Muster zu erkennen Emotionen frühzeitig wahrzunehmen zwischen Reaktion und Handlung zu unterscheiden Spannungen durch Achtsamkeit, Bewegung oder Kommunikation abzubauen gesunde Formen des Ausdrucks (z. B. durch Sprache oder Kreativität) zu finden Ziel ist nicht, Wut „wegzumachen“, sondern sie bewusst und sicher zu steuern. ❤️ Fazit: Wut ist kein Gegner, sondern ein Wegweiser Wut ist ein Teil von uns. Wenn wir lernen, sie zu verstehen, verlieren wir nicht die Kontrolle – wir gewinnen sie zurück. Psychotherapie kann helfen, die eigene emotionale Landkarte neu zu zeichnen – mit mehr Selbstkenntnis, innerer Ruhe und authentischer Stärke.

🌿 Allerheiligen: Wie Rituale in der Trauer Halt geben können Der 1. November – Allerheiligen – ist ein Tag, an dem viele Menschen einen Moment innehalten. Auf Friedhöfen werden Kerzen angezündet, Gräber geschmückt, Erinnerungen geteilt. Es ist eine Zeit, in der die Verbindung zu Verstorbenen spürbar wird – oft still, manchmal schmerzhaft, manchmal tröstlich. Für Trauernde kann dieser Tag besonders viel auslösen. Er ruft Erinnerungen wach, aber auch Gefühle, die im Alltag vielleicht wenig Raum finden: Sehnsucht, Einsamkeit, Dankbarkeit, Liebe – oder auch die Frage, wie das Leben weitergehen kann. 🕯️ Warum Rituale trösten können In der Trauer fehlen oft Worte. Rituale können dann zu einer Sprache werden, die das ausdrückt, was im Inneren geschieht. • Rituale geben Halt. Sie schaffen Struktur in einer Zeit, die sich chaotisch oder leer anfühlen kann. • Rituale verbinden. Eine Kerze anzuzünden, ein Foto aufzustellen oder eine Blume niederzulegen – all das kann ein Gefühl von Nähe schaffen. • Rituale würdigen die Beziehung. Sie erinnern daran, dass die Liebe bleibt, auch wenn die gemeinsame Zeit vorbei ist. Viele Menschen erleben, dass kleine, persönliche Rituale – nicht nur am Friedhof, sondern auch zu Hause oder in der Natur – helfen, die Verbindung zu einem geliebten Menschen lebendig zu halten. 🌧️ Wenn Allerheiligen schwerfällt Vielleicht spüren Sie an diesem Tag besonders stark, wie sehr jemand fehlt. Oder Sie merken, dass die üblichen Rituale Sie eher belasten als trösten. Manche Menschen empfinden die kollektive Stimmung an Allerheiligen als zu viel – andere wiederum als zu wenig. Beides ist völlig in Ordnung. Trauer hat keine feste Form. Sie darf leise sein, wütend, still, liebevoll, durcheinander – manchmal alles gleichzeitig. Wichtig ist, dass Sie Ihren eigenen Weg finden. Vielleicht ist es ein Spaziergang, ein stilles Gebet, Musik hören oder das Schreiben eines Briefes an den Menschen, der nicht mehr da ist. 🌱 Heilsame Wege des Gedenkens Wenn Sie spüren, dass Sie sich mit Ihrer Trauer allein fühlen oder sie Sie zu überwältigen droht, kann es hilfreich sein, Unterstützung anzunehmen. In einem geschützten Raum – etwa in einer psychotherapeutischen Begleitung – darf Trauer sein, wie sie ist. Es geht nicht darum, „loszulassen“, sondern darum, neu in Beziehung zu treten: mit der verstorbenen Person, mit der Erinnerung und auch mit sich selbst. Gemeinsam lässt sich herausfinden, welche Formen des Gedenkens und welche Rituale Ihnen guttun – und wie Sie Schritt für Schritt wieder ins Leben zurückfinden können, ohne das Vergangene zu verlieren. ✨ Zum Mitnehmen Allerheiligen erinnert daran, dass Liebe und Verbindung über den Tod hinaus bestehen. Rituale – ob traditionell oder ganz persönlich – können dabei helfen, Schmerz und Erinnerung in etwas Sinnvolles zu verwandeln. „Trauer verändert sich – aber die Liebe bleibt.“

Beziehungen gehören zu den schönsten, aber auch herausforderndsten Bereichen unseres Lebens. Zwei Menschen mit eigenen Biografien, Werten und Bedürfnissen entscheiden sich, ihren Weg gemeinsam zu gehen – und stoßen dabei unweigerlich auf Unterschiede und Konflikte. Manchmal gelingt es, diese Differenzen im Alltag zu bewältigen. Doch es gibt auch Phasen, in denen Paare merken: Wir drehen uns im Kreis. Genau hier kann Paartherapie hilfreich sein. Wann ist Paartherapie sinnvoll? Viele Paare kommen erst in die Beratung, wenn der Konflikt schon sehr festgefahren ist. Typische Gründe können sein: • wiederkehrende Streitereien über dieselben Themen • nachlassende Nähe und Intimität • Vertrauensbrüche (z. B. durch Untreue) • unterschiedliche Vorstellungen von Zukunft, Familie oder Lebensstil • das Gefühl, „nebeneinander her“ statt miteinander zu leben Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass Paartherapie nur „das letzte Mittel“ sei. Tatsächlich kann sie auch präventiv sinnvoll sein – um Beziehungsmuster frühzeitig zu erkennen und gemeinsam neue Wege zu finden. Was passiert in der Paartherapie? Die Therapie bietet einen geschützten Raum, in dem beide Partner ihre Sichtweisen darstellen können – ohne Schuldzuweisungen, Unterbrechungen oder endlose Eskalationen. Die Rolle der Therapeutin oder des Therapeuten ist es, • die Kommunikation zu strukturieren, • blinde Flecken sichtbar zu machen, • Verständnis für die Perspektive des anderen zu fördern, • und neue Möglichkeiten für Nähe und Verbindung aufzuzeigen. Oft geht es weniger darum, „wer Recht hat“, sondern darum, die dahinterliegenden Bedürfnisse und Gefühle zu verstehen. Welche Ziele kann Paartherapie haben? Die Ziele werden individuell festgelegt. Manchmal steht die Wiederannäherung im Vordergrund, manchmal eine faire Trennungsgestaltung. Mögliche Anliegen sind: • wieder mehr Verständnis und Empathie füreinander entwickeln • konstruktiver streiten lernen • mehr Nähe, Intimität und Freude in die Beziehung bringen • gemeinsame Zukunftsperspektiven klären Wichtig ist: Die Therapie soll nicht die Beziehung „retten“, sondern beiden Partnern helfen, Klarheit zu gewinnen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Mut zur Veränderung Der Schritt in die Paartherapie kann zunächst mit Scham oder Angst verbunden sein: „Müssen wir das wirklich? Heißt das, wir haben versagt?“ – Doch das Gegenteil ist der Fall. Wer sich Unterstützung sucht, zeigt Mut, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, an sich und der Beziehung zu arbeiten. Paartherapie bedeutet, der Liebe eine neue Chance zu geben – ob das in Form einer erneuerten Partnerschaft geschieht oder in einem respektvollen Abschied. 👉 Fazit: Paartherapie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Investition in die eigene Beziehung und das persönliche Wachstum. Sie eröffnet Möglichkeiten, alte Muster zu durchbrechen und wieder in Kontakt zu kommen – mit dem Partner und mit sich selbst.

Was ist Burnout wirklich? Burnout – das „Ausgebranntsein“ – ist weit mehr als nur Stress oder Müdigkeit. Es beschreibt einen Zustand tiefer körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Menschen mit Burnout fühlen sich dauerhaft überfordert, innerlich leer und oft entfremdet von sich selbst und ihrem Umfeld. Auch wenn Burnout keine offizielle psychiatrische Diagnose ist, wird er in der Psychotherapie ernst genommen. Denn hinter diesem Zustand stehen häufig chronischer Stress, überhöhte Ansprüche oder eine beginnende depressive Entwicklung. Typische Burnout-Symptome Burnout entwickelt sich meist schleichend – oft über Monate oder Jahre. Anfangs stehen Motivation, Engagement und Idealismus im Vordergrund. Doch wenn die Balance zwischen Belastung und Erholung verloren geht, beginnt der Körper zu rebellieren. Häufige Anzeichen von Burnout: • Körperliche Erschöpfung: ständige Müdigkeit, Schlafstörungen, Verspannungen oder häufige Infekte • Emotionale Leere: Gereiztheit, Niedergeschlagenheit oder das Gefühl, „funktionieren zu müssen“ • Innere Distanz: Zynismus, Rückzug, Verlust an Empathie • Leistungseinbruch: Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit, Überforderung • Verlust von Sinn und Freude: Das, was früher erfüllend war, erscheint plötzlich sinnlos Wenn mehrere dieser Symptome über längere Zeit bestehen, ist es wichtig, aktiv zu werden – bevor der Körper und die Psyche vollständig ausbrennen. Wie entsteht Burnout? Burnout ist ein Prozess, kein plötzliches Ereignis. Er entsteht, wenn dauerhafter Stress, überhöhte Erwartungen und fehlende Erholung zusammenkommen. Typische Ursachen und Risikofaktoren: • Perfektionismus und übermäßiger Leistungsanspruch • Fehlende Abgrenzung: ständige Erreichbarkeit, kein Nein sagen • Zu wenig Anerkennung oder Sinn im Beruf • Dauerhafte Konflikte oder Überforderung im privaten Umfeld • Unausgewogenheit zwischen Arbeit, Familie und Freizeit In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist Burnout oft auch ein gesellschaftliches Phänomen: Wer ständig funktionieren muss, verliert leicht den Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen. Was hilft bei Burnout? Die gute Nachricht: Burnout ist behandelbar – und mit professioneller Unterstützung oft vollständig überwindbar. Entscheidend ist, rechtzeitig hinzuschauen und Hilfe anzunehmen. Wirksame Strategien gegen Burnout: 1. Psychotherapie: Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie helfen, innere Antreiber zu erkennen, Grenzen zu setzen und gesunde Stressbewältigung zu erlernen. 2. Medizinische Abklärung: Eine körperliche Untersuchung stellt sicher, dass keine organischen Ursachen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen) zugrunde liegen. 3. Achtsamkeit und Entspannung: Meditation, Atemübungen, Yoga oder progressive Muskelentspannung fördern Regeneration und Selbstwahrnehmung. 4. Lebensbalance wiederfinden: Freizeit, Bewegung, soziale Kontakte und Sinnquellen bewusst stärken. 5. Selbstfürsorge statt Selbstüberforderung: Lernen, „Nein“ zu sagen, Pausen zu machen und die eigenen Grenzen zu respektieren. Burnout ist kein Zeichen von Schwäche Viele Betroffene empfinden Scham oder Schuldgefühle, weil sie glauben, versagt zu haben. Doch Burnout ist kein persönliches Scheitern – sondern ein Warnsignal des Körpers und der Psyche, dass die bisherigen Strategien nicht mehr tragen. Hilfe anzunehmen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst, die eigene Gesundheit und das eigene Leben. Fazit: Burnout erkennen, ernst nehmen, vorbeugen Burnout ist ein ernstzunehmendes Phänomen unserer Zeit. Wer lernt, seine Grenzen wahrzunehmen, Stress rechtzeitig zu regulieren und achtsam mit sich umzugehen, kann Burnout effektiv vorbeugen – und wieder Lebensfreude und innere Stärke gewinnen. Wenn Sie Anzeichen von Burnout bei sich erkennen, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Der Weg zur Erholung beginnt mit einem einzigen Schritt: sich selbst wieder wichtig zu nehmen.

Am 10. Oktober wird weltweit der World Mental Health Day, der Welttag der seelischen Gesundheit, begangen. Für uns in der psychotherapeutischen Arbeit ist dieser Tag ein besonderer Anlass, innezuhalten – und daran zu erinnern, dass psychische Gesundheit eine wesentliche Grundlage für Lebensqualität, Beziehungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit ist. 💬 Psychische Gesundheit – mehr als die Abwesenheit von Krankheit In der psychotherapeutischen Praxis begegnen wir täglich der Vielfalt menschlicher Erfahrungen: Freude und Angst, Hoffnung und Verzweiflung, Stärke und Verletzlichkeit. Mentale Gesundheit bedeutet nicht, immer „gut drauf“ zu sein, sondern die Fähigkeit, mit inneren und äußeren Herausforderungen in lebendiger Balance zu bleiben. Psychotherapie kann dabei helfen, innere Spannungen zu verstehen, festgefahrene Muster zu erkennen und neue, gesündere Wege im Umgang mit sich selbst und anderen zu entwickeln. Sie ist ein Raum für Begegnung, Reflexion und Veränderung. ⚖️ Gesellschaftlicher Druck und individuelle Belastung In unserer modernen Leistungsgesellschaft wird psychischer Druck oft übersehen oder bagatellisiert. Viele Patient*innen berichten von Erschöpfung, Überforderung, Perfektionsansprüchen oder innerer Leere – häufig lange bevor sie professionelle Unterstützung suchen. Ein zentraler Aspekt psychotherapeutischer Arbeit ist daher die Frühintervention: Belastungen ernst zu nehmen, bevor sie zu manifesten Störungen führen. Das erfordert Sensibilisierung und Enttabuisierung – sowohl im öffentlichen Diskurs als auch im persönlichen Umfeld. 🧠 Der World Mental Health Day als Impuls zur Selbstreflexion Dieser Tag kann ein wichtiger Impuls sein – für Patient*innen, Fachkräfte und Interessierte gleichermaßen. Er lädt dazu ein, Fragen zu stellen wie: Wie steht es um meine seelische Balance? Welche Anzeichen von Stress, Erschöpfung oder innerem Druck nehme ich wahr? Welche Unterstützung tut mir gut – und wo darf ich mir Hilfe erlauben? In der psychotherapeutischen Praxis begleiten wir Menschen genau in diesen Fragen. Ziel ist es, Resilienz aufzubauen, Selbstmitgefühl zu stärken und Lebensqualität zurückzugewinnen. 🌱 Therapie als Ort der Entwicklung Psychotherapie ist mehr als Krisenintervention – sie ist ein Prozess des Wachsens. Viele Patient*innen berichten, dass sie in der therapeutischen Arbeit nicht nur Symptome lindern, sondern sich selbst auf einer tieferen Ebene verstehen lernen. Der therapeutische Raum bietet: Sicherheit und Akzeptanz: Ein Ort, an dem alles ausgesprochen werden darf. Reflexion und Erkenntnis: Ein geschützter Rahmen, um Muster zu erkennen. Veränderung und Heilung: Schrittweise Entwicklung hin zu mehr Selbstwirksamkeit. 💚 Fazit Seelische Gesundheit ist ein lebendiger Prozess, kein statischer Zustand. Sie wächst dort, wo Menschen sich gesehen, verstanden und unterstützt fühlen. Psychotherapie schafft genau diesen Raum – einen Ort, an dem Heilung beginnen kann. Der World Mental Health Day erinnert uns, dass psychische Gesundheit kein Luxus, sondern ein Grundrecht ist. Und dass jede Begegnung im therapeutischen Kontext dazu beiträgt, sie zu fördern. 👉 Wenn Sie sich in einer belastenden Lebenssituation befinden oder das Gefühl haben, den Kontakt zu sich selbst verloren zu haben: Scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Psychotherapie kann ein erster Schritt auf dem Weg zurück zu innerer Balance und Lebensfreude sein.

Triggerwarnung: Dieser Beitrag behandelt Suizidalität und Krisenerleben. Falls du akut gefährdet bist, rufe bitte sofort den Notruf 112 an oder kontaktiere eine Krisenhotline (z. B. Österreich: 142). Berichte über Suizide lassen uns oft mit vielen Fragen zurück. Das „Warum“ steht oft im Mittelpunkt – und ist oft Ausdruck des Nichtverstehens, was eine Person zu dieser Handlung treibt. Dieser Beitrag richtet sich an Angehörige und interessierte Leserinnen: Er erklärt die typischen Schritte der Einengung, nennt Warnsignale und gibt konkrete Hinweise für den Umgang im Alltag. Warum Suizidprävention so wichtig ist Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich mehr als 700.000 Menschen durch Suizid. Hinter jeder Zahl stehen Geschichten von unerträglichem inneren Schmerz, oft verborgen hinter Schweigen, Scham oder dem Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Suizid betrifft nicht nur die Betroffenen selbst. Familien, Freund:innen, Kolleg:innen und ganze Gemeinschaften erleben tiefe Trauer, Schuldgefühle und Fragen, auf die es oft keine klaren Antworten gibt. Prävention bedeutet daher nicht nur, Leben zu retten, sondern auch Leid in einem größeren sozialen Gefüge zu verringern. Risikofaktoren und Warnsignale Suizid entsteht nie durch einen einzelnen Auslöser, sondern meist aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zu den wichtigsten gehören: • Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Psychosen oder Suchterkrankungen • Chronische Schmerzen oder schwere körperliche Erkrankungen • Soziale Isolation, Einsamkeit oder Verlusterfahrungen • Akute Krisen, z. B. Trennung, Arbeitsplatzverlust oder finanzielle Schwierigkeiten • Frühere Suizidversuche oder Suizide in der Familie Mögliche Warnsignale sind etwa Rückzug, das Verschenken wichtiger Gegenstände, das Äußern von Hoffnungslosigkeit („Es hat ja alles keinen Sinn mehr“) oder konkrete Ankündigungen. Wichtig: Auch scheinbar „nebenbei“ geäußerte Sätze können ernst gemeinte Hilferufe sein. Suizidale Einengung Suizidale Einengung beschreibt einen Prozess, bei dem sich Gedanken, Gefühle und Handlungsmöglichkeiten einer Person zunehmend auf das Thema Selbsttötung fokussieren. Es handelt sich nicht um eine einzelne, plötzliche Entscheidung, sondern um eine Entwicklung — die sich an vielen Punkten erkennen und durch therapeutisches Handeln unterbrechen lässt. Die typische Entwicklung — Schritt für Schritt Nicht jede Person durchläuft alle Schritte gleich; die Reihenfolge kann variieren. Die folgende Darstellung ist als Orientierung gedacht: 1. Akute Belastung oder chronische Überforderung Belastende Ereignisse (Verluste, Trennung, Arbeitsplatzverlust, gesundheitliche Probleme) oder andauernder Stress erschöpfen Ressourcen. Die Fähigkeit, Probleme aktiv zu lösen, nimmt ab. 2. Wiederkehrende Grübeleien Negative Gedanken (Versagen, Schuld, Wertlosigkeit) wiederholen sich und lassen das Erleben einseitig erscheinen. Konzentration und Handlungsspielraum leiden. 3. Kognitive Einengung — Gefühl von Alternativlosigkeit Die Person erlebt weniger Lösungsmöglichkeiten; die Idee, dass es keine Auswege mehr gibt, wird dominanter. 4. Affektive Zuspitzung (Hoffnungslosigkeit) Tiefe Traurigkeit, innere Leere oder auch quälende Unruhe können auftreten. Hoffnung schwindet — die Zukunft wirkt sinnlos. 5. Fixierung auf Tod/ Sterben Gedanken an Nicht-mehr-da-sein oder an das Ende werden häufiger. Dies ist noch kein konkreter Plan, aber eine ernstzunehmende Warnstufe. 6. Konkrete Planüberlegungen Ort, Mittel oder Zeit werden in Gedanken erwogen — die Ideen verlieren ihren abstrakten Charakter. 7. Vorbereitende Verhaltensweisen Rückzug, Abschiedsgesten, das Ordnen persönlicher Angelegenheiten oder Beschaffungsaktivitäten können sichtbar werden. 8. Akute Gefährdung Wenn Schutzfaktoren fehlen und keine wirksame Intervention erfolgt, besteht unmittelbare Gefahr für das Leben. Was hilft – Wege der Prävention • Darüber reden: Offene, wertfreie Gespräche können entlastend wirken. Die Angst, Suizidgedanken anzusprechen, „mache es schlimmer“, ist unbegründet – im Gegenteil: Es signalisiert Aufmerksamkeit und Verbundenheit. • Professionelle Hilfe suchen: Psychotherapie, psychiatrische Behandlung und Krisendienste bieten Unterstützung und Strategien, um mit belastenden Gefühlen umzugehen. • Soziale Netze stärken: Zugehörigkeit, Akzeptanz und echte menschliche Nähe sind zentrale Schutzfaktoren. • Gesellschaftliche Verantwortung: Stigmaabbau, bessere Versorgungsstrukturen und Aufklärung können verhindern, dass Menschen in Krisen alleine bleiben. Hoffnung als Gegengewicht zur Verzweiflung Suizidprävention bedeutet nicht, schnelle Lösungen zu versprechen, sondern Hoffnung zugänglich zu machen – Schritt für Schritt. Viele Menschen, die suizidale Krisen überstanden haben, berichten später, dass sie froh sind, überlebt zu haben, und dass sich ihr Leben trotz tiefer Verzweiflung wieder positiv entwickelt hat. Wenn Sie selbst betroffen sind Wenn Sie gerade daran denken, sich das Leben zu nehmen, oder wenn Sie sich in einer ausweglosen Situation fühlen: Bitte bleiben Sie nicht allein damit. Sofortige Gefahr / akuter Notfall • Notruf Ambulanz (Österreich): 144 • Europäischer Notruf: 112 Telefon- und Chat-Beratung (anonym, 24/7) • TelefonSeelsorge Österreich: 142 (rund um die Uhr, vertraulich, auch Chat/E-Mail) • Rat auf Draht (für Kinder & Jugendliche): 147 (rund um die Uhr, anonym, auch Online-Chat) Wien-spezifische Krisendienste / psychiatrische Soforthilfe • Sozialpsychiatrischer Notdienst Wien (SND): 01 31330 (0–24 Uhr, für ganz Wien) • Psychiatrische Abteilung – AKH Wien (Krisenaufnahme): 01 40400-3603 • Kriseninterventionszentrum Wien: 01 406 95 95 (persönliche Erstgespräche möglich) Kurz-Anleitung: Was tun, wenn jemand akut gefährdet ist 1. Bleib bei der Person (sofern sicher). 2. Nimm Hinweise ernst — frage direkt nach Suizidgedanken, ohne zu urteilen. 3. Ruf 144 / 112 bei unmittelbarer Gefahr — oder die 142 (TelefonSeelsorge) bzw. 01 31330 (Sozialpsychiatrischer Notdienst), wenn Beratung und schnellere Hilfe nötig sind. Gesundheitsportal+2Telefonseelsorge Österreich+2 4. Entferne, wenn möglich, potenzielle Gefahrenquellen (Medikamente, scharfe Gegenstände). 5. Wenn die Person einverstanden ist: Begleite sie zum nächstgelegenen Spital (Psychiatrie/Notaufnahme).

Viele Menschen stellen sich Psychotherapie vor wie ein langes Gespräch auf der Couch. Und ja – das Gespräch ist ein zentrales Element. Aber moderne Psychotherapie umfasst viel mehr: Es gibt eine Vielzahl von Methoden und Techniken, die je nach Situation und Anliegen eingesetzt werden können. In diesem Artikel erfährst du, welche Arbeitsweisen dir in einer Psychotherapie begegnen können – und warum die Vielfalt so wichtig ist. Welche Rolle spielt das Gespräch in der Psychotherapie? Das Gespräch bleibt das Herzstück jeder Sitzung. Hier geht es darum, Gedanken, Gefühle und Erfahrungen in Worte zu fassen. • Strukturierte Gespräche: z. B. Fragen zu konkreten Situationen oder Symptomverläufen. • Freies Erzählen: Raum, alles anzusprechen, was gerade belastet. • Reflektierende Rückmeldungen: Der/die Therapeut:in spiegelt Wahrnehmungen, benennt Muster oder stellt Zusammenhänge her. Welche Übungen zur Selbstwahrnehmung gibt es? Manchmal reichen Worte nicht aus, um Zugang zu Gefühlen zu bekommen. Deshalb arbeiten viele Therapeut:innen mit Wahrnehmungsübungen, z. B.: • Achtsamkeitsübungen: bewusst innehalten, Atmung oder Körperempfindungen spüren. • Imaginationsübungen: innere Bilder oder Szenen vorstellen, um Gefühle oder Erinnerungen zugänglich zu machen. • Körperwahrnehmung: kleine Bewegungs- oder Atemübungen, um Stress oder Anspannung zu regulieren. Muss man in der Psychotherapie Hausaufgaben machen? Ein wichtiger Teil vieler Therapien ist das Erproben neuer Strategien. Dazu können konkrete Aufgaben gehören, die zwischen den Sitzungen umgesetzt werden: • Verhaltensexperimente: bestimmte Situationen anders angehen, um neue Erfahrungen zu sammeln. • Rollenübungen: schwierige Gespräche im geschützten Rahmen ausprobieren. • Hausaufgaben: kleine Übungen im Alltag, um das Gelernte praktisch zu verankern. Wie arbeitet Psychotherapie mit Gefühlen? Gefühle sind oft schwer auszuhalten oder zu verstehen. In der Therapie können sie bewusst bearbeitet werden: • Gefühlsbenennung: lernen, Emotionen klar zu erkennen und auszudrücken. • Emotionsregulation: Strategien entwickeln, mit starken Gefühlen besser umzugehen. • Konfrontation: behutsames Annähern an Ängste oder schmerzhafte Erinnerungen, um die Belastung zu verringern. Welche kreativen Methoden werden in der Psychotherapie genutzt? Manchmal helfen kreative Zugänge, Dinge sichtbar zu machen, die schwer in Worte zu fassen sind. Beispiele: • Zeichnen oder Symbolarbeit: innere Zustände bildlich darstellen. • Arbeit mit Stühlen oder Gegenständen: innere Anteile oder Beziehungsmuster sichtbar machen. • Metaphern und Geschichten: komplexe Gefühle in Bilder übersetzen. Wie läuft das Ende einer Therapiesitzung ab? Am Ende einer Sitzung wird oft kurz reflektiert: • Was war heute wichtig? • Was nehme ich mit? • Gibt es etwas, das ich bis zum nächsten Termin ausprobieren möchte? Diese kurze Zusammenfassung hilft, das Erarbeitete zu verankern und mit in den Alltag zu nehmen. Fazit: Psychotherapie ist weit mehr als nur „darüber reden“. In einer Sitzung können Gespräche, Wahrnehmungsübungen, Rollenspiele, kreative Elemente oder auch konkrete Alltagsaufgaben kombiniert werden. Welche Methoden eingesetzt werden, hängt von der Therapeutin, der gewählten Psychotherapierichtung – und vor allem von den individuellen Bedürfnissen der Patient:innen ab. Die Vielfalt macht Psychotherapie so wirksam: Sie bietet viele Wege, um Veränderungen möglich zu machen.


